Wer schon in Tunesien ( und anderen südlichen Ländern ) unterwegs war und einen Blick auf die Pferde geworfen hat, ist sicher ab und zu erschrocken von deren Anblick. Dünn, ev. noch verletzt, schlechte Hufe und ein lebloser in sich gekehrter Blick. Aber das sind Pferde, die sich mit ein bisschen Pflege vom hässlichen Entchen zum schönen Schwan mausern können.

Vorher und Nachher Fotos finden sie am Ende dieser Seite.

Wir dürfen natürlich nicht alles mit unseren wohlstandsgewöhnten europäischen Augen ( und in Europa ist auch nicht alles Gold was glänzt )  ansehen und alles verurteilen, ohne, dass wir die Lebensumstände der Menschen vor Ort kennen.. Gerade der armen und einfachen Landbevölkerung, die ihre Tiere als Arbeitstiere brauchen, fehlt es oft an finanziellen Mitteln und auch am Verständnis um die Bedürfnisse eines Tieres. Sie können sich nicht den Luxus leisten, ein Tier besser zu versorgen, als die eigene Familie... Wir sollten mit Vorurteilen wirklich vorsichtig umgehen. Die Tiere haben ihre Aufgabe und werden zum Teil auch nicht schlecht behandelt, obwohl sie nicht unserem Idealbild entsprechen.

Aber im Bereich des Tourismus dort können wir was verändern. In den Hotelreitställen wird leider nur zu oft auf Kosten der Tiere ein "schöner" Ferienspass gemacht. Es werden 90 kg Reitanfänger auf kleine , dünne Pferde gesetzt, werden Kutschfahrten angeboten, die bis zu 30 km Distanz haben und das auch bei grösster Hitze , wohlgemerkt : Einspännig vor einer schweren Eisenkutsche und mit bis zu  8 Menschen beladen .... Satteldrücke, Verletzungen, Schläge, Stress,... sind oft  an der Tagesordnung. Die Pferde werden zum funktionieren gebracht, egal mit welchen Mitteln , egal ob sie Schmerzen haben,  oder überarbeitet sind.....bis sie irgendwann umkippen.In diesem Bereich können wir als Touristen etwas ändern. Schaut Euch den Stall und alle Pferde vorher an. Die meisten haben ein bis zwei Pferde, die wirklich sehr gut aussehen für den Kundenfang und als Vorführobjekt am Strand. Schliessen sie offene Satteldrücke unter dem Sattel aus, beobachten sie den Umgang mit den Pferden und deren Verhalten. Im Falle von Zweifeln verzichtet lieber auf den Strand - / Ausritt . Glaubt auch nicht alles,was euch von den Besitzern erzählt wird, da werden viele Geschichten aufgetischt. 

Pferde kosten in Tunesien nicht so viel, der Verschleiss ist hoch und wenn eines nicht mehr funktioniert, krank ist oder man was besseres gefunden hat, dann kommt einfach das nächste Pferd. Für einen einmaligen Urlauber ist es natürlich schwer nachvollziehbar , ob der Stall seine Pferde jedes Jahr zu 50 % austauscht, oder ob er die gleichen Pferde auf Dauer hat. Selbstverständlich kann man auch nicht jedes Pferd behalten , wenn es einfach nicht passt und man trägt ja auch Verantwortung den Reitern gegenüber. Dann muss man sich auch mal von einem Pferd trennen.

Manche meiner Pferde sind schon seit 2002 bei mir und sind bis jetzt noch mit den Reitgästen unterwegs. Manche hatten auch mal ein gesundheitliches Problem, Sehnenschaden zum Beispiel, dann bleiben sie auch mal 3 - 6 Monate stehen. Das bin ich Ihnen einfach schuldig.

Sie haben die freie Wahl wo sie reiten gehen.Suchen sie einen Stall aus , bei dem es die Pferde gut haben, denn wenn mit schlecht gehaltenen Tieren kein Geld zu machen ist, dann begreift es auch irgendwann der Letzte und wird was verändern...

Ein paar Pferde habe ich auch schon aufgefüttert. Immer wieder erstaunlich wie schön diese Pferde in Wirklichkeit sind und wie schnell sie sich erholen können... Hier ein paar Beispiele :



Die körperlichen Wunden lassen sich meist recht schnell in den Griff bekommen, die seelischen Wunden brauchen länger , oder heilen nie...Leider geht die Rechnung nicht auf, dass wenn man mit dem Pferd nett ist , das Pferd dann auch automatisch nett zu einem sein wird.... Oft ist es bei solchen Pferd oft so, dass sich die ganzen schlechten Erfahrungen mit dem Menschen mit zunehmender Kraftzunahme entladen... andere wiederum hatten bei Ankunft noch gut " funktioniert " , aber wenn der Druck wegfällt, es ihnen besser geht  und sie merken, dass sie auch " Nein " sagen können, dann verweigern sie Arbeit plötzlich komplett..... Es ist dann schwierig, solche Pferde auf Dauer zu behalten....weil ein gewisses Maas an Kooperation und Sicherheit ist einfach erforderlich für die Gäste und mich.